Glasur ist nicht gleich Glasur
Ein Update zur Abnutzung des Antagonisten bei Vollzirkonoxid-Versorgungen
Die neuen hoch-transluzenten ZrO₂-Generationen können in ästhetischer Hinsicht den Lithiumdisilikat-Keramiken das Wasser reichen (siehe dazu in DD journal online: Das ‚X‘ in der Dentalbranche – DD cubeX²® oder ‚e.max®‘? www.dentaldirekt.de/de/dd-journal/dasxinderdentalbranche). Darüber hinaus ermöglichen die hervorragenden mechanischen Eigenschaften vollanatomische Lösungen vom einzelnen Frontzahn bis zur weitspannigen Brücke.
Dabei hat das monolithische Zirkonoxid das Chipping-Problem von Verblendkeramiken behoben. Zudem ist unter klinischen Gesichtspunkten der im Vergleich zu verblendeten Restaurationen reduzierte Platzbedarf und die damit verbundene Reduktion der Präparationstiefen ein bedeutsamer Faktor. Denn so können konventionell zementierte, vollkeramische Kronen und Brücken hergestellt werden, was in der Vergangenheit nur mit Hilfe von metallischen Vollgussversorgungen möglich gewesen ist.
Somit ist es nicht die Härte, sondern die Oberflächenqualität der Keramik, die ausschlaggebend für die Abrasion am Antagonisten ist. Je rauer die okklusale Kontaktfläche der keramischen Restauration ist, desto größer ist der daraus entstehende Abrieb am natürlichen Zahnschmelz.
Offensichtlich verursacht auch glasiertes Zirkonoxid einen größeren Verschleiß am Antagonisten als poliertes Zirkonoxid. Es ist belegt, dass sich die herkömmliche Glasur schnell durch Kaubelastungen abradiert (Abb. 2) und so ein für den Antagonisten schädlicher ‚Schmirgelpapiereffekt‘ entstehen kann.
Die CR Foundation (Provo, Utah USA) hat über einen Zeitraum von drei Jahren die oberflächlichen Veränderungen einer glasierten Krone in situ mit einem speziellen Verfahren und REM (Raster Elektronen Mikroskopie) detailliert beobachtet und dokumentiert. Die Studie konnte zeigen, dass eine regelmäßige Kaubelastung im Laufe der Zeit zu feinsten Brüchen in der spröden Glasurschicht führt. Dabei werden zunehmend Fragmente der Glasur abgetragen; mit dem Resultat, dass von der Glasurmasse scherbenartige Partikel auf der Oberfläche der Restauration zurückbleiben, die – vergleichbar zum Schmirgelpapiereffekt – kontinuierlich eine zunehmende Abrasion am natürlichen Antagonisten bewirken können.
Wie kritisch ist die Studienlage zu bewerten?
Die materialbedingte Abrasion ist eine unphysiologische mechanische Abnutzung der Zähne. Sie führt zu einem erhöhten Verlust der Zahnhartsubstanz und wird durch Fehlkontakte und Dysfunktionen (z.B. Bruxismus) verstärkt. Es können ernstzunehmende Folgen wie Risse im Zahnschmelz, keilförmige Defekte am Zahnhals und Schlifffacetten an Front- und Seitenzähnen entstehen.
Generelle Voraussetzung für den klinischen Erfolg von vollmonolithischen Versorgungen sind natürlich ein funktionsgerechtes Design und die okklusale Passgenauigkeit. Aber auch dem Finish der Restaurationen kommt eine hohe Bedeutung zu, wie die Studienlage zeigt.
Verblendkeramiken bewirken üblicherweise einen vergleichsweise hohen Antagonistenverschleiß. Die kristallinen Strukturen dieser Massen weisen eine hohe Härte auf, Fragmente der Verblendung fungieren über die Zeit als abrasive Schleifkörper.
Glasierte Oberflächen hingegen zeigen in Studien üblicherweise einen geringeren Antagonistenverschleiß als der ‚goldene Verblendstandard‘ – also: Glasuren erzeugen in der Regel einen geringeren Schmirgelpapiereffekt als Vollverblendungen.
Polierte Kauflächen bewirken hingegen deutlich weniger Abrieb, teilweise sogar weniger als der natürliche Zahn selbst. Somit ist die Politur eine gute klinische Empfehlung für eine minimale Abrasion. Allerdings zählen polierte Restaurationen aufgrund des ‚Perlmutteffektes‘ nicht zu den hochästhetischen Lösungen.
Auf der Suche nach einem optimalen Finish, das nicht nur ‚antagonistenfreundlich‘, sondern auch ästhetisch ist, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf das Verhalten und das Potential der Glasurmassen zu werfen.
Gibt es verschleißrelevante Unterschiede bei den Glasuren?
DD contrast® ist ein innovatives Malfarben-, Textur- und Glasurpastensystem, das vollmonolithischen Restaurationen eine optimale farbliche Intensität, hervorragende plastische Tiefenwirkung und unterschiedliche Fluoreszenzen verleiht.
Neben den ästhetischen Aspekten stand die grundlegende Basis der Pasten im Fokus der Entwicklung des DD contrast® Systems. Die Zusammensetzung sollte zum einen ein optimales Handling gewährleisten, zum anderen einen minimalen Antagonistenverschleiß bewirken.
Durch spezielle Granulierungsprozesse der Glasrohstoffe konnten extrem geringe Auftragsstärken erreicht werden (Abb. 3).
Abb. 3: Durch die Verwendung der drei DD contrast® Komponenten kann eine plastische Tiefenillusion bei einem minimalen Auftrag <0,2 mm erreicht werden.
Abb. 4: Die Ergebnisse des Pin on Block-Tests zeigen die Abnutzung an der Steatit-Kugel und liefern damit verlässliche Erwartungswerte für die Abnutzung am natürlichen Zahnschmelz.
Titelbild: © Anton Sawizki, Zahntechnikermeister, Essen. Verwendung einer DD cubeX2® Seitenzahnkrone
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